Freitag, 14. September 2012

Der Tag darauf ..

Sie wachte genauso auf, wie sie eingeschlafen war, nackt inmitten des riesigen Bettes.
Die Fensterläden des Zimmer waren nicht geschlossen, und der Sonnenstand ließ die Mittagszeit vermuten.
Einigermaßen an das Licht gewöhnt, schaute sie sich um. Ihr Gefährte war bereits aufgestanden? Er hat eine ordentliche Konditution, dachte sie, während sie sich aufsetzte und die Augen rieb. Kalt war es nicht, und das erste mal seit Märkten hatte sie durchgeschlafen, dennoch war sie missgestimmt.

Sie rollte sich grad weit genug zum Ende des Bettes, also fast an das Ende des Zimmers, angelte sich einen der Stiefel, die sie gestern zu Ehren des Anlasses getragen hatte und schleuderte ihn durch den geschlossenen Vorhang.
Irgendjemand quiekte auf und es war ein Scheppern zu hören. Nastys Laune besserte sich etwas. Sie lag nun auf dem Bauch und baumelte mit den Beinen .. lange wird es nicht dauern, und tatsächlich kam eine der Hofsklavinnen mit einer Schale des Schwarzen Weines. Nasty nahm sie so wortlos, wie die Kajira ihn ihr anreichte und auch eiligst wieder verschwand. Scheinbar um ein paar Scherben aufzufegen, wie die nachfolgenden Geräusche vermuten ließen.

Sie nippte an ihrem Getränk und die übliche Wirkung blieb aus. Klar, er tat ganz gut, aber ihre Laune wollte sich einfach nicht verbessern. Noch immer nackt und mit der Schale in der Hand tapste sie vorsichtig an den restlichen Scherben im Vorzimmer vorbei, griff sich die Berichte des Tage und trottete bis ins Badezimmer. Mit einem wohligen Gefühl stieg sie langsam in das heisse Wasser des Badezubers. "Wenigstens das funktioniert noch" murmelt sie leise vor sich hin. Sie stellte die Schale ab und legte den Kopf in den Nacken. Sollte sie nicht bester Stimmung sein? Sie schloss die Augen seufzend und überdachte ihre Lage und Laune.



Seit langer Zeit schon suchte sie einen Gefährten und während dieser Zeit keimte der Wunsch immer stärker in ihr auf, eine Familie zu gründen, für Nachkommen zu sorgen.
Ein Kandidat nach dem anderen schied aus. Der eine hatte bereits eine Gefährtin, der nächste übertrieb es mit ihrem Schutz zu sehr, ein Weiterer dachte, dass Blumen bereits das Herz einer Frau erblühen ließen ..
Als sie glaubte, den Richtigen gefunden zu haben, verschwand dieser im falschen Moment und erinnerte sie an noch ältere Zeiten in ihrem Leben.

Ob sie wohl Sid als Gefährten gewählt hätte? Der Gedanke beschäftigte sie bereits seit einigen Tage. sie vermisste ihn noch immer unverändert.
Marcus, der neue Verwalter des Gutshofes kam ihr in den Sinn .. Ignatius und Teibar.
Irgendwie war sie ja bereits in festen Händen, nur die Nachkommen würden sich kaum einstellen.

Dann kam dieser junge Krieger nach Kasra, Catellus. Ein bulliger, gesunder Mann, verdammt gutaussehend und mit besten Manieren ausgestattet. Sie wusste, dass sie mit jeder Wahl eines Gefährten jemanden weh tun würde und plötzlich schien ihr ein fast völlig Fremder, die beste Wahl zu sein.
Braune, leicht mandelförmige Augen .. ein bohrender Finger und ein paar Worte zur Klärung der Nachkommenschaft - die beiden wurden sich schnell einig.
Sie drückte sich dann aus genannten Gründen lange davor, den Termin anzusetzen oder diese Wahl jemanden anderem mitzuteilen, als ihrer Vertrauten.

Gestern war dann der große Tag in ihrem Leben, aber je größer ein Ereignis sein sollte, desto unangenehmer wird ihr soetwas. Da Catellus keine Wünsche dazu hatte, lud sie zu den Bürgern Kasras, nur den Emir der Oase und die Oase selbst ein. Ein Rahmenprogramm konnte sie nicht bieten und sie rechnete auch nicht damit, dass es andere tun.

Catellus entpuppte sich in den Tagen vor der Gefährtenschaft immer mehr zu einer wirklich guten Wahl und sie begann sich bei ihm geborgen zu fühlen. Ein Gefühl des Vertrauens stellte sich ein, zudem er sich ihre Sorgen anhörte und zu allem eine Meinung vertrat.

Der Tag der Gefährtenschaft war dann sehr hektisch und sie erreichte den Gutshof erst wenige Ahn vor der Feier. Der Verwalter Marcus hatte sich um die Vorbereitungen dort gekümmert und erwies sich als perfekt Gastgeber auch für die Freunde aus der Oase. Von Tag zu Tag wächst er weiter über sich hinaus. Auch da hatte sie eine gute Wahl bewiesen, schmunzelte sie zufrieden.

Der weitere Abend ist nur noch bruchstückhaft in ihrer Erinnerung geblieben.
Große Gesellschaften, in denen sie nicht RUHE rufen und sich die Schläfen reiben kann, überforderten sie schon immer. Catellus wirkte mehr als unruhig und seine Blicke suchten desöfteren den nächsterreichbaren Paga.
Teibar kam dann im wirklich letzten Moment zum Gutshof und führte gewohnt eloquent und zeitsparend durch die Zeremonie. Eine Besonderheit gab es dann doch noch an diesem Abend, denn Nasty bat Teibar, den Bürger Catellus nun auf den Heimstein von Kasra schwören zu lassen.

Dies alles konnte sie nicht so recht genießen und bewegte sich wie in Trance durch den Abend. Ein Freudentag wie eine Hinrichtung, kam es ihr vor. Dass im Hintergrund über die spärliche Feier gelästert wurde, oder dass die rote Kaste noch während der Feier Nastys vermeindliche Ende als Regentin feierte, machte das alles nicht schöner oder leichter für sie.





Jede Entscheidung, die sie traf in ihrem Leben war notwendig, bestätigte sie sich immer wieder und ein Abend wie gestern beweist doch nur, dass es keine Rolle spielt, in welcher Rolle sie diese trifft. Als Baumeisterin, als Gefährtin, als Regentin .. privat oder im Amt, egal was sie tut, es hinterlässt bei anderen und ihr selbst immer tiefere Narben.

Sie schüttelte die Gedanken von sich ab, öffnete die Augen und tauchte wieder in das Hier und Jetzt ein. Der Schwarze Wein war nur noch lauwarm. Sie leerte die Schale ohne abzusetzen, er hatte diesmal eh keine Wirkung. Sie trocknete ihre Hände an den Tüchern und griff sich den Schriftverkehr.
Sie wusste, dass diese Nachricht früher oder später dabei sein würde .. der Inhalt wirkte so hilflos wie sie sich selbst fühlte. Sie weinte einfach .. das half meistens.

Nachdem sich ihre Gefühle beruhigt hatten, widmete sie sich den restlichen Schreiben.
Das Wachbuch half ihr binnen weniger Ihn zurück in die Realtät zu finden .. der Rest der Berichte war noch schlimmer.

Was soll ich nur tun, fragte sie sich. Was kann ich noch tun ..
Sie stieg aus dem Waschzuber .. lies sich abtrocknen, einkleiden und das Essen vorbereiten. Die nächsten Ahn würde sie nur Gefährtin an Catellus Seite sein.

Donnerstag, 13. September 2012

Der große Tag

Ich sitze am Wasser, unweit von hier ist der Gutshof. Morgen ist dort mein großer Tag, unser großer Tag, doch die oft beschworene und ständig nachgefragte Aufregung ist bei mir noch nicht angekommen. Es ist wie in einem Traum. Gestern wanderte ich noch unruhig umher und morgen schon, soll sich das alles komplett verändert haben. Seltsam ist, dass es mir keine Angst macht. Nicht einmal die Tatsache, dass sie das höchste Amt Kasras inne hat. Sie wirkt so zart, zerbrechlich und anschmiegsam, dass ich ständig vergesse, wer oder was sie ist. Nein, eigentlich ist dieses Denken falsch. Sie ist genau das, eine zarte, zerbrechliche Frau. Allerdings ist sie auch nicht zu unterschätzen, denn schließlich ist sie Regentin und lenkt die Geschicke einer ganzen Stadt.

Ich erinnere mich gut an den Abend, an dem sie mich sprechen wollte und an dem sie mir schließlich ihren 'Wunsch' offerierte. Wir standen auf der Mauer oberhalb des Stadtores. Ein herrlicher Ausblick. Sowohl von der Mauer über den ruhig vor sich hinfließenden Fayheen, als auch der Blick in ihre großen, braunen Augen, die, trotz ihrer dunklen Farbe, hell strahlten. War es ihr Blick oder war es ihr Amt, das mich daran hinderte, abzulehnen - oder gar die Mischung aus beidem? Ich weiss es nicht, wirklich nicht. Aber es treibt mir ein Schmunzeln aufs Gesicht, denn es hat den Anschein, als hätte sie mich um den Finger gewickelt. Um diesen kleinen, schlanken Finger, den sie mir an diesem Abend in die Brust bohrte.

Wie auch immer alles zustande kam, nun gibt es kein zurück mehr! Morgen werde ich sie zu meiner Gefährtin nehmen.

Catellus

Mittwoch, 12. September 2012

Tagebucheintrag V

*Der Richter und Wirt - von einigen auch Wirtsrichter oder Richterwirt genannt - kommt nach einem langen Abend in der Herberge, die er als Hobby betreibt, in sein Zimmer. Mehr oder weniger umständlich zieht er seine Hose aus und kratzt sich durch die Unterhose - im Feinripp-Look mit Blümchen - sein Gemächt. Und wie er sich so kratzt, schweift sein Blick durch den Raum und bleibt am Tagebuch haften. Er nickt zu sich, als wolle er sagen 'Ja, schon lange nichts mehr geschrieben', und geht zum Schreibpult, um das Tagebuch aufzuschlagen und folgende Zeilen auf das Pergament zu kritzeln:*

Tach, meen Tagebuch!

Joa, ick habe dir schon lange nisch mehr jeschrieben tun, aba hatte mehr zu tun, als in meiner bisherigen Zeít als Richta von die schöne Stadt Kasra. Naja, so is dit, wenn man een Hobby pflegen tut, wa?

Also, wat is so passiert? Na, da war zuerst der Streit mit dem Kriega Dorian, der doch imma nur uff Kredit saufen wollte. Aba dem hab ick 'nen Strich durch de Rechnung jemacht. Nun zahlt er imma schon brav in bar, wat er jesoffen und jegessen hat. Und da wa der Ex-Rejent - der Teiba. Der wollte nun mal gleich gar nisch zahlen tun. Fasselte wat von "Ehrensold für Ex-Regenten". Aba dem hab ick noch 'nen Riegel vorjeschoben tun. Der zahlt nun ooch imma allet brav und in Bar und bekommt vom mir dafür 'nen Wisch - also 'ne Rechnung. Die kann er dann bei der kleenen Regentin vorlegen tun und bekommt dit Jeld wieda - denke ick ma zumindest.

Apropos Regentin. Die kleene Regentin will so'n Jungspunt von Kriega zum Jefährten nehmen tun. Der heeßt Castellus und is neu in der Stadt. So'n Schönling, weeßte Tagebuch. Aba der kann mit mir ja nisch mithalten tun *Er grinst vor sich hin* Wie ooch imma: Ick soll die beeden zum Fest beliefern tun. Juut, dass die mir dit jetzt ooch schon sagen - zwee Tage vor dem Fest. Mal kieken, ob ick dit schaffe...

Joa, und dann muss ick demnächst zum Sklavenhändla, dem alten Geizkragen Aleks. Der hat 'ne neue Schlampe. Juni oda Juno oder Juna oda so. Ist ja ooch wurscht! Wie ooch imma, die hilft man janz juut in der Herberge aus und die Männa scheinen se ooch janz attraktiv zu finden. Ick hatte se zwar noch nisch in die Felle, aber dit werde ick vorm Koof noch machen, denke ick. *Er kratzt sich kurz am Sack und schreibt dann weiter.* Du weeßt ja, Tagebuck, man will nisch die Katze im Sack koofen tun. Hätte ick den Spruch früha jekannt, hätte ick ma damals ooch nisch uff dit Abenteua mit die Wilma eingelassen tun. Juut, ick hätte mir vielleicht denken können tun, dass die sehr runde Form von der Wilma nisch von die Tonnen von Schleia herrühren kann, aba dit weeß man ja ooch erst, wenn man den ersten Schleia lüftet und keen weitera Schleia kommt mehr zum Vorschein...

So, jetzt gehe ick ins Bett!
Nachti, Tagebuch!

Montag, 3. September 2012

Catellus...

...ein junger Krieger. Um genauer zu sein ein Söldner, der vor kurzem in Kasra aufschlug, nachdem er sich ein paar Münzen als Begleitschutz des Sklavenhauses Pinion verdient hatte, angeheuert von Luc, einem Krieger aus Kasra. Catellus nutzte die Reise nach Kasra für eine Auszeit, um seine Münzen, die er sich mal mehr, mal weniger hart verdient hatte, an den Mann zu bringen.

Die Tage verstrichen wie im Fluge. Der junge Krieger hatte viel Zeit in der Herberge zugebracht, wo er einige der Bewohner Kasras kennengelernt hatte und außerdem die ein oder andere süße Versuchung kosten durfte, wenngleich dies eine Seltenheit war, schließlich litt die Herberge an Sklavenmangel. Ebenso war ihm die Regentin über den Weg gelaufen, die eine gewisse Anziehung auf ihn ausübte und die ihm jedes Mal ein Schmunzeln auf die Lippen zauberte, wenn er an sie dachte. Er, der Söldner, hatte sie sogar auf einer Reise begleitet, ohne dafür auch nur eine einzige Münze zu nehmen. In Catellus wuchs allmählich der Wunsch heran, sein bislang eher rastloses Leben in ruhigere Bahnen zu lenken und endlich einer Gemeinschaft, einem Heimstein anzugehören.

Es war sehr früh, gerade hell geworden. Er stand vor einer Schüssel Wasser, stützte sich auf deren Rand und betrachtete darin sein leicht verzerrtes Spiegelbild. Catellus neigte den Kopf von links nach rechts und wieder zurück, strich dabei immer wieder über seinen Drei-Tage-Bart. Heute Abend sollte der Rat tagen, das hatte er auf der Reise mitbekommen. Und auch schon die Tage zuvor wurde davon gesprochen. Von Marcus, einem Angehörigen der blauen Kaste, der sich in Kasra wohl als neuer Gutsverwalter versuchte, erfuhr er, dass der Weg zu einer Bewohner- oder sogar Bürgerschaft, also der Möglichkeit sich niederzulassen, nur über den Rat führte.

Catellus verwischte sein Spiegelbild, als er seine große Hand, zu einer Schale geformt, ins Wasser tauchte, um sich eine ordentliche Portion des kühlen Nass ins Gesicht zu schaufeln. Jetzt war er wach! Er legte nun größte Sorgfalt in sein weiteres Tun, egal ob es beim Waschen oder beim Rasieren war, selbst bei der Wahl seiner Tunika. Man hätte meinen können, eine freie Frau stünde vor ihrem Kleiderschrank, damit überfordert die passende Wahl zu treffen. Als er sich die Tunika vom Vortag griff und sie vom Stuhl zerrte, über den er sie geworfen hatte, fiel ein kleiner Gegenstand leise klappernd zu Boden. Der junge Söldner beugte sich herab und hob den kleinen, flachen Gegenstand auf.

In seiner offenen Hand liegend, betrachtete er diesen. Immer wieder zuckten seine Mundwinkel nach oben, begleitet von einem Stirnrunzeln. Scheinbar amüsierte es ihn, machte ihn aber auch nachdenklich. Eine platinfarbene Karte von recht geringer Größe war es, die in seiner Handfläche lag. Sie wurde bei der Besichtigung eines neuen, etwas versteckten Badehauses einige Male erwähnt, denn ohne die, sollte zukünftig niemandem der Zutritt gewährt werden. Catellus schloß seine Hand immer wieder, nur um sie wenige Augenblicke später wieder zu öffnen. Es schien, als wollte er überprüfen, ob sie wirklich da war. War sie! So leicht sie auch war, er spürte sie doch deutlich in seiner Hand. Seine Aufmerksamkeit schließlich wieder der Tunika zugewandt, fiel seine Wahl auf jene, die er bei der Reise trug, immerhin sollte er auch was hermachen, wenn er vor den Rat trat. Catellus legte die kleine Karte kurz beiseite, bis er die Tunika übergestreift hatte, dann verstaute er sie sicher, dicht an seinem Körper. Nun bestückte er sich noch mit einem Teil seiner Rüstung und den Waffen, bereit die Herausforderung anzunehmen.