Es war ohnehin ein seltsamer Tag, aber das Gespräch mit der Heilerin hatte ihn abgerundet. Eigentlich waren schon die ganzen letzten Tage von eigenartiger Natur. Die Straßen waren teils wie ausgestorben, nur Steine, Trümmer und Baugeräte waren zu finden. Die allgemeine Stimmung in der Stadt war wegen des Umbaus schlecht. Die Baufortschritte schienen den Bürgern nicht groß genug zu sein. Dann noch diese Schmierereien an den Häuserwänden, die augenscheinlich diesen Umstand 'untermalen' sollten. Ich gestehe, dass der Umbau auch an meinen Nerven zerrte, aber ebenso das Gezeter unserer Bürgerschaft. Doch all das rückte in den Hintergrund, nachdem die Heilerin mir eine Mitteilung gemacht hatte.
Ich hatte eine Anzeige erwartet oder sonst ein weibisches Gezeter, als sie mich um ein kurzes Gespräch bat. Sie saß vor dem Feuerkrug, der zu diesem Zeitpunkt noch stand, und ich hatte diesen gerade verlassen. Ich folgte ihr um die nächste Ecke, so dass wir ungestört reden konnten. Die Heilerin erklärte mir, dass meine Gefährtin ein Kind erwartet und alles Mögliche drum herum, was zum einen Ohr hinein und zum anderen wieder hinaus ging. So beiläufig wie meine Erzählung klingt, so beiläufig kam mir dieses Gespräch vor. Hier, hinterm Feuerkrug, auf offener Straße. Wow, das hatte ich mir immer anders vorgestellt. Viel eher hätte ich erwartet, dass mich eines Tages meine Gefährtin freudestrahlend mit dieser Nachricht empfängt oder dass wir schön aufgereiht am Schreibtisch der Heilerin sitzen und sie uns die Umstände verkündet. Nur war die Heilerei dem Umbau zum Opfer gefallen und so hat sie sich wohl dazu entschieden, mir dies eben dort mitzuteilen, um den Ärger über die vorübergehend verlorene Heilerei zu unterstreichen.
Da stand ich nun und wartete ungeduldig die letzten Worte ab, die ich sowieso fast gar nicht mehr wahrnahm. Meine Gedanken schwirrten nur so. Kaum dass sich die Heilerin von mir verabschiedet hatte, drehte ich auf dem Absatz um und kehrte zu meiner Gefährtin zurück, die noch immer am Eingang des Feuerkruges stand. Ja, sie stand dort und nein, keine Ahnung, warum es die Heilerin nicht ihr direkt oder uns beiden mitgeteilt hatte. Ich sagte nicht viel, sondern griff nach Nastys Handgelenk und zog sie mit mir. Erst als wir in unserer Notunterkunft, dem Zelt, ankamen und ich stoppte, bemerkte ich, wie schnell mein Schritttempo gewesen sein musste, denn wir standen beide schnaufend im Zelt und rangen nach Luft. Nachdem ich wieder zu Atem gekommen war, sagte ich ihr, dass mir die Heilerin das Ergebnis des Bluttestes mitgeteilt hätte. Nasty sah mich nur an aus ihren großen, braunen Augen und wartete stillschweigend ab. Es dauerte eine kleine Weile bis sie realisierte, was ich ihr zu sagen versuchte. Umso größer war die Freude, als die Nachricht endlich angekommen war.
Jetzt würde sich so einiges verändern. Veränderungen können aufregend sein, sie bedeuten oftmals einen Fortschritt, ein Vorankommen, aber sie können jemanden auch in Angst und Panik versetzen, was beispielsweise der Umbau Kasras sehr deutlich gezeigt hatte. Man neigt dann zu allerlei seltsamen Handlungen und Gefühlsausbrüchen. Auch mich beschlichen ein paar bange Gedanken, die aber schnell der Freude wichen und von anderen Gedanken verdrängt wurden. Nasty fing immer wieder davon an, dass sie nun wüsste, warum sie zugenommen hätte. Dies hatte sie in letzter Zeit öfter erwähnt, aber ich konnte keine großartigen Veränderungen an ihr feststellen. Allerdings würde dies nun nicht mehr lange so bleiben und spätestens dann, würden es auch alle anderen erfahren. Bei diesen Gedanken kam mir auch in den Sinn, dass uns jemand dort an der Häuserecke gehört haben könnte oder dass es die Heilerin nicht nur mir zwischen Tür und Angel erzählt hatte, sondern eben auch noch jemand anderem und sich nun so diese Neuigkeit wie ein Lauffeuer in den frisch gepflasterten Gassen Kasras ausbreitete. Schnell verwarf ich jedoch den Gedanken mit der plaudernden Heilerin. Und selbst wenn, es war kein Geheimnis oder würde zumindest keines bleiben...
Catellus
Luc sagt:
AntwortenLöschenPrimbabys… *schlägt die Hände über dem Kopf zusammen*