Donnerstag, 13. September 2012

Der große Tag

Ich sitze am Wasser, unweit von hier ist der Gutshof. Morgen ist dort mein großer Tag, unser großer Tag, doch die oft beschworene und ständig nachgefragte Aufregung ist bei mir noch nicht angekommen. Es ist wie in einem Traum. Gestern wanderte ich noch unruhig umher und morgen schon, soll sich das alles komplett verändert haben. Seltsam ist, dass es mir keine Angst macht. Nicht einmal die Tatsache, dass sie das höchste Amt Kasras inne hat. Sie wirkt so zart, zerbrechlich und anschmiegsam, dass ich ständig vergesse, wer oder was sie ist. Nein, eigentlich ist dieses Denken falsch. Sie ist genau das, eine zarte, zerbrechliche Frau. Allerdings ist sie auch nicht zu unterschätzen, denn schließlich ist sie Regentin und lenkt die Geschicke einer ganzen Stadt.

Ich erinnere mich gut an den Abend, an dem sie mich sprechen wollte und an dem sie mir schließlich ihren 'Wunsch' offerierte. Wir standen auf der Mauer oberhalb des Stadtores. Ein herrlicher Ausblick. Sowohl von der Mauer über den ruhig vor sich hinfließenden Fayheen, als auch der Blick in ihre großen, braunen Augen, die, trotz ihrer dunklen Farbe, hell strahlten. War es ihr Blick oder war es ihr Amt, das mich daran hinderte, abzulehnen - oder gar die Mischung aus beidem? Ich weiss es nicht, wirklich nicht. Aber es treibt mir ein Schmunzeln aufs Gesicht, denn es hat den Anschein, als hätte sie mich um den Finger gewickelt. Um diesen kleinen, schlanken Finger, den sie mir an diesem Abend in die Brust bohrte.

Wie auch immer alles zustande kam, nun gibt es kein zurück mehr! Morgen werde ich sie zu meiner Gefährtin nehmen.

Catellus

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