...ein junger Krieger. Um genauer zu sein ein Söldner, der vor kurzem in Kasra aufschlug, nachdem er sich ein paar Münzen als Begleitschutz des Sklavenhauses Pinion verdient hatte, angeheuert von Luc, einem Krieger aus Kasra. Catellus nutzte die Reise nach Kasra für eine Auszeit, um seine Münzen, die er sich mal mehr, mal weniger hart verdient hatte, an den Mann zu bringen.
Die Tage verstrichen wie im Fluge. Der junge Krieger hatte viel Zeit in der Herberge zugebracht, wo er einige der Bewohner Kasras kennengelernt hatte und außerdem die ein oder andere süße Versuchung kosten durfte, wenngleich dies eine Seltenheit war, schließlich litt die Herberge an Sklavenmangel. Ebenso war ihm die Regentin über den Weg gelaufen, die eine gewisse Anziehung auf ihn ausübte und die ihm jedes Mal ein Schmunzeln auf die Lippen zauberte, wenn er an sie dachte. Er, der Söldner, hatte sie sogar auf einer Reise begleitet, ohne dafür auch nur eine einzige Münze zu nehmen. In Catellus wuchs allmählich der Wunsch heran, sein bislang eher rastloses Leben in ruhigere Bahnen zu lenken und endlich einer Gemeinschaft, einem Heimstein anzugehören.
Es war sehr früh, gerade hell geworden. Er stand vor einer Schüssel Wasser, stützte sich auf deren Rand und betrachtete darin sein leicht verzerrtes Spiegelbild. Catellus neigte den Kopf von links nach rechts und wieder zurück, strich dabei immer wieder über seinen Drei-Tage-Bart. Heute Abend sollte der Rat tagen, das hatte er auf der Reise mitbekommen. Und auch schon die Tage zuvor wurde davon gesprochen. Von Marcus, einem Angehörigen der blauen Kaste, der sich in Kasra wohl als neuer Gutsverwalter versuchte, erfuhr er, dass der Weg zu einer Bewohner- oder sogar Bürgerschaft, also der Möglichkeit sich niederzulassen, nur über den Rat führte.
Catellus verwischte sein Spiegelbild, als er seine große Hand, zu einer Schale geformt, ins Wasser tauchte, um sich eine ordentliche Portion des kühlen Nass ins Gesicht zu schaufeln. Jetzt war er wach! Er legte nun größte Sorgfalt in sein weiteres Tun, egal ob es beim Waschen oder beim Rasieren war, selbst bei der Wahl seiner Tunika. Man hätte meinen können, eine freie Frau stünde vor ihrem Kleiderschrank, damit überfordert die passende Wahl zu treffen. Als er sich die Tunika vom Vortag griff und sie vom Stuhl zerrte, über den er sie geworfen hatte, fiel ein kleiner Gegenstand leise klappernd zu Boden. Der junge Söldner beugte sich herab und hob den kleinen, flachen Gegenstand auf.
In seiner offenen Hand liegend, betrachtete er diesen. Immer wieder zuckten seine Mundwinkel nach oben, begleitet von einem Stirnrunzeln. Scheinbar amüsierte es ihn, machte ihn aber auch nachdenklich. Eine platinfarbene Karte von recht geringer Größe war es, die in seiner Handfläche lag. Sie wurde bei der Besichtigung eines neuen, etwas versteckten Badehauses einige Male erwähnt, denn ohne die, sollte zukünftig niemandem der Zutritt gewährt werden. Catellus schloß seine Hand immer wieder, nur um sie wenige Augenblicke später wieder zu öffnen. Es schien, als wollte er überprüfen, ob sie wirklich da war. War sie! So leicht sie auch war, er spürte sie doch deutlich in seiner Hand. Seine Aufmerksamkeit schließlich wieder der Tunika zugewandt, fiel seine Wahl auf jene, die er bei der Reise trug, immerhin sollte er auch was hermachen, wenn er vor den Rat trat. Catellus legte die kleine Karte kurz beiseite, bis er die Tunika übergestreift hatte, dann verstaute er sie sicher, dicht an seinem Körper. Nun bestückte er sich noch mit einem Teil seiner Rüstung und den Waffen, bereit die Herausforderung anzunehmen.
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