Du hast es ja nicht leicht als Kommandant der Truppe, weil du dauernd in politische Ränkeschmiede hereingezogen wirst. Berechenbar ist nur der Stahl. Gebt mir ein Schlachtfeld, aber bleibt mir vom Leib mit Ratssälen, sage ich! Dennoch kommt man in meiner Funktion nicht umhin…
Jetzt ereignet sich also folgendes Dilemma: Kasra schwenkt auf einen Annährungskurs mit den früheren Gegnern aus einer Art kaltem Krieg ein, nämlich Turmus. Dort ist inzwischen Kasras frühere Diplomatin Lady Isabell untergekommen und bekleidet ein hohes Amt. Sie paktierte noch als Diplomatin Kasras mutmaßlich mit Turmus und wurde zu Zeiten jenes kalten Krieges daher wegen Verdachts auf Hochverrat und Spionage in Kasra gesucht – weil sie flüchtig war.
Nun also dreht sich der politische Wind, man will sich Turmus annähern. Aber Kasra paktiert mit Lydius, wo wiederum per Haftbefehl das Administratoren- und Präfekten-Paar aus Turmus gesucht wird. Was es irgendwie schwierig macht mit diplomatischen Beziehungen im flotten Dreier der Städte (die Turmer, Türmer oder Turmusianer waren nicht mal zu der Siegesfeier in Lydius eingeladen - also: erst nicht, später schon - und im Kampf gegen die Nordbauern haben sich die Heere aus Lydius und Turmus dauernd beleidigt, muss man sich mal vorstellen, und so einen Tarskhaufen soll man dann oberbefehligen, meimei…).
Ich hatte daher vorgeschlagen, Kasra möge sich in Lydius für die Aufhebung dieses Haftbefehls einsetzen und wiederum den gegen die neue turmische Botschafterin Lady Isabell in Kasra ebenfalls aufzuheben. Ja, zugunsten der zarten Bände der Freundschaft gab ich es sogar offiziell bekannt, dass ich persönlich keinen Rache will wegen eines Spionagenagriffs von zwei Frauen auf meine Person (wär ja irgendwie auch lachhaft, obwohl, hm, naja, schaunmer mal…)
So bin ich nämlich. Freundlich, höflich, zuvorkommend, um- und nachsichtig, diplomatisch. Jemand, der weiß, was sich gehört. Also, zumindest, wenn es um freundschaftliche Beziehungen geht. Für Freunde Kasras mache ich vieles möglich, für Feinde natürlich auch, nur umgekehrt. Oder andersherum. Wie auch immer geht nichts über ein klares Schwarz und Weiß, das Gerede von Grau und Zwischentönen ist Firlefanz.
Jetzt passiert folgender Scheißendreck: Die von mir immer wieder gerne gebuchten Söldner von der Roten Hand entführen im Auftrag von wem auch immer Lady Isabell in Turmus, um mit ihr den in Kasra inhaftierten Schwerverbrecher Titus von Ar freizupressen, ein Mitglied der Kohorte Spandex der Arer Legion Nummer Sowieso, der in Kasra die Regentochter entführen wollte. Gut. Tja. Was soll man machen, ist halt so. Darauf drehen die in Turmus total durch, verständlich, reagiert aber nicht auf die Erpressung. In der Folge dackelt die Rote Hand nach Kasra und bietet hier Lady Isa zum Tausch gegen Titus an.
Die Regentin in ihrer Großherzigkeit und aus frisch entflammter Liebe zum Volk von Turmus und als politische Geste sowie quasi von Eltern zu Eltern (Cato und Nea hatten Nastys Tochter in einer anderen Sache rausgehauen und hatten was gut bei der Chefin) sagt die Herrscherin: „Nehmt hinweg den schlimmen Feind Kasras, den niederträchtigen Titus, den wir hier eigentlich achtteilen, pfählen, rädern, verbrennen und hängen wollten, und zwar gleichzeitig, und rückt heraus die edle Hochkastige aus Turmus – denn so innig liebt Kasra das Volk von Turmus, dass es auch gerechte Rache an Titus verzichtet, um das Wohlergehen der hohen Frau Isabell rundherum zu erhalten, und ihre Freiheit ebenfalls.“
Gesagt, getan. Dumm nun – siehe oben – dass der Haftbefehl gegen Isabel noch nicht aufgehoben war, und da sie sich nun in Kasra befand, in dessen Mauern der noch gilt. Tja. Shit happens. Also muss dem Recht genüge getan werden und gegen die Frau verhandelt, hilft ja nix. Nun kann man sowas, ehm, großzügig regeln. Aber was passiert, als Turmus das erfährt? Die hängen eh schon unter der Decke und rasten jetzt erst Recht aus.
Ich würd’ ja eh immer mit meinen Freunden von der Roten Hand rummachen, das sei ja alles nur ein Trick, um der Gesuchten habhaft zu werden! Das würde ja zum Himmel stinken und das Ende jeglicher Beziehungen bedeuten, wenn wir die Frau verurteilen würden! Und die hätte man mit einem Spezialkommando schon rausgehauen, weil man sich dem internationalen Terror nicht beuge! Und das sei ja wohl total unwahrscheinlich, dass man einen Volksfeind wie Titus einfach so ziehen lasse! Worauf dann die Regentin ausflippt und sagt: Ihr könnt mich doch! Dann schicken wir die Frau eben wieder zur Roten Hand und dann holt die halt raus da! Und ich immer so: Jaaaa, aaaach, ist doch alles kein Problem hier und kurzer Dienstweg und eben abhaken die Sache, und ich buche die von der Hand halt gern, weil mir deren Arbeit gefällt, wer hat denn Söldner als Freunde, haha, so'n quark…
Ich sag ja: Ich bin ein totaler Harmoniemensch. Manchmal schon pathologisch harmoniebedürftig, zum Beispiel lasse ich meist zwei Delinquenten gleichzeitig und mit in etwa gleicher Körpergröße hängen, weil Symmetrie einfach netter fürs Auge ist. Ich würde auch nie jemanden Fünfteln lassen. Das muss immer durch zwei teilbar sein.
Tja, wie das nun aus- und weitergeht… Keinen Schimmer. Ich sage nur: Gebt mir ein Schlachtfeld und einen Feind, aber haltet mir bloß die Politik vom Hals!